Welchen Einfluss haben Rituale und Routinen auf das Leben?
Lass uns vorab die Unterschiede zwischen einem Ritual und einer Routine definieren, um dann heraus zu finden, was sie mit dir und deinen Gewohnheiten im Alltag zu tun haben.
Rituale beinhalten festgelegte, zeremonielle Verhaltensweisen. Diese führen wir in einem feierlichen Rahmen und mit einer bestimmten Regelmässigkeit aus. Ein Ritual zelebrieren wir bewusst. Wir zeigen unser Engagement für die Sache. Sie bieten uns ein Gefühl der Zugehörigkeit auf persönlicher, gesellschaftlicher, kultureller, spiritueller und sozialer Ebene, etc.
Verglichen mit einem Ritual, erschaffen wir eine Routine mit weitaus weniger Achtsamkeit. Routinen treten dann ein, wenn man einen Ablauf mehrfach wiederholt, geübt darin ist und dieser zur Gewohnheit wird. Laut Duden, kann eine Routine sogar jegliches Engagement vermissen lassen.
Demnach nach gibt es 3 Unterschiede:
- einen traditionell, feierlichen Kontext
- die Frequenz in welcher wir beides ausführen
- die Achtsamkeit mit der wir an die Aktivität herangehen
Rituale verfolgen einen Grund
Auf einer persönlichen Ebene kann sich ein Ritual in Form deines Geburtstages widerspiegeln.
Gibt es jährlich ein familiäres Abendessen, wobei der krönende Abschluss der Schokokuchen von Tante Erna ist? Dann sprechen wir von einem routinierten Ritual. Solltest du lediglich Kerzenpusten, zelebrierst du aber ebenfalls dein Dasein.
Ich kenne viele Leute, denen das Geburtstagsfeiern zu viel Aufsehenerregen bedeutet und lieber für sich behalten, dass sie Geburtstag haben. Insgeheim freuen sie sich dann aber doch, wenn jemand daran gedacht hat. Sollte das für dich zutreffen, dann entspanne dich bitte:
- Ja! Der Grund für dieses Ritual bist du. Du als Individuum. Mittelpunkt des Geschehens. Und allein darum geht es dabei. Also, lade Freunde und Familie zum Feiern ein. Wir freuen uns darüber.
Auf einer gesellschaftlichen Ebene kann sich ein Ritual für dich in Form vom alljährlichen Personalfest zeigen, welches das Zugehörigkeitsgefühl zwischen dir, deinen Kollegen und die Bindung zu deinem Arbeitgeber stärken soll. Kurzu, es geht dabei um Team-Building und das authentische Feiern der Firmenkultur.
- Nach einigen Personalfesten in verschiedenen Unternehmen kann ich allerdings durchaus sagen, dass es da starke Qualitätsunterschiede gibt. So hängen die Stimmung der Arbeitsnehmer als auch deren Bereitschaft zum Feiern von der tatsächlichen Integrität des Arbeitsgebers ab und davon, wie stark die offiziellen Firmenwerte in der Realität ausgelebt werden.
Wir bringen Rituale auch mit Spiritualität in Verbindung. Wodurch sich der oft bestehende religiöse bzw. okkulte Zusammenhang erklärt. Es gibt z.B. unzählige Rituale rund ums Tarot. Allerdings gibt es kein richtiges oder falsches Tarot-Ritual. Jeder Tarot-Leser tut, was ihm gefällt und was er für richtig hält. Tarot ist etwas sehr persönliches. Ebenso wie die Spiritualität. Mit Ritualen erlebst du deine Praxis in Hingabe und schenkst ihr noch mehr Bedeutsamkeit.
- Denke daran, dass es dabei nicht um Verpflichtung und das richtige Ausführen von Protokollen gehen sollte, sondern um ein Sich-Einlassen und dein persönliches Glaubensbekenntnis.
Routine lebt aus deiner Gewohnheit
Lasse Gewohnheiten zu deinen Gunsten arbeiten
Routine ist ein Prozess, der dir wie von selbst von der Hand geht. Wir benötigen weniger Energie bei routinierten Tätigkeiten, da wir nicht über sie nachdenken müssen.
Auf der Arbeit vermindern Prozesse Stressfaktoren und Verständnisprobleme. Wer für was wann wo verantwortlich ist, wird bei einem Prozess klar strukturiert. Dadurch können doppelte Arbeit, sowie Fehlerquellen minimisiert werden.
Trainiere bis hin zur Perfektion
Durch den regelmässigen Ablauf einer Tätigkeit trainierst du deine Fähigkeiten und Fertigkeiten. In manchen Fällen sogar bis hin zur Expertise.
Nehmen wir Yoga-Übungen als Beispiel. Nur durch den wiederholt achtsamen Durchgang der verschiedenen Asanas, wirst du auf Dauer eine mentale und körperliche Verbesserung wahrnehmen.
Der Autor Malcom Gladwell schreibt in seinem Bestseller „Outliers“, dass es etwa 10.000 Stunden Praxis bis zur Expertise in einem Feld benötigt. Egal, ob es dabei um das Gitarrenspielen, das Programmieren von Apps oder um einen anderen Job geht. Natürliches Talent oder privilegierte Gegebenheiten allein reichen nicht aus. Man müsse praktizieren. Üben, üben, üben. Eben seine Routine finden.
Geniesse dein Leben
Sobald ein routinierter Ablauf jedoch fehlt, wird uns bewusst, wie wichtig er tatsächlich für unser tägliches Wohlbefinden ist. Nehmen wir eine x-beliebige Morgen-Routine. Ein Kaffee kann regelrecht zelebriert werden. Das Auftragen des Lippenstiftes hingegen völlig maschinell und unbewusst ablaufen. Dennoch stört es uns, wenn wir von diesem unbewusst ausgeführten Vorgang plötzlich abgehalten werden:
- Wecker verpasst? Demnach keine Zeit fürs Frühstück.
- Tee ist alle? Das Wachwerden will ohne ihn nicht recht gelingen.
- Wimperntusche unauffindbar? Tschüss Rehblick. Tschüss gute Laune.
Routinen helfen dabei, das Leben zu geniessen. Sie erden dich.
Kenne die Gewohnheiten anderer
Wir fühlen uns wohl mit Routinen. Weil sie uns eine erwartete Erfahrung bieten. Sie charakterisieren uns sogar als Person. Auch die Dynamik innerhalb einer Beziehung kann zu bestimmten Abläufen routiniert geschehen.
Kennst, respektierst und anerkennst du die Gewohnheiten deines Partners, einer Freundin oder eines Kollegen, kannst du schlummerndes Konfliktpotential durchaus drosseln.
Generell sollte ein gesundes Mass an Flexibilität für die eigene Routine, sowie Nachsicht für die des Partners selbstverständlich sein.
Gähn! Es wird langweilig
- Fehlende Abwechslung?
- Nichts Neues in Sicht?
- Vorhersehbares Verhalten?
Ab einem gewissen Grad erleben wir routiniertes Verhalten als Nachteil. Es kann unsere Kreativität einschränken und zu Leichtsinnsfehlern führen. Im schlimmsten Fall auch zum Bore-out!
Der Wunsch aus einer Routine auszubrechen, schleicht sich zunächst leise an und überfällt einen dann schlagartig. In solchen Fällen gehen wir oft kompromisslos vor, handeln gar radikal.
Vor allzu brüskem Vorgehen solltest du dennoch achtnehmen! Manchmal kann es ausreichend sein, nur einige Weichen neu zu stellen. Immerhin schenkt uns Routine auch wohlige Vertrautheit.
Drei Tipps für mehr Genuss
-1-
Setze deine Sinne bewusst ein!
Wie schaffst du das? Indem du dich auf dein Tun konzentrierst und dabei vermeidest an tausend andere Dinge zu denken. Bewusstes Erleben kommt allzu selten vor. Zu leicht driften wir in unsere Gedankenwelt ab und sind bereits unter der Dusche im Geiste beim anstehenden Meeting. Wenn du dich also das nächste Mal duscht, versuche dich auf das Duschen zu konzentrieren:
- Wie sehen die einzelnen Tropfen aus, wenn sie auf deiner Haut zu einem Strom zusammenlaufen?
Es kann helfen, die Augen danach zu schliessen, um sich auf die anderen vier Sinne zu konzentrieren.
- Wonach riecht die Umgebung in der du duscht, das Wasser, dein Duschgel?
- Wonach schmeckt das Wasser?
- Wie fühlt sich die Wassertemperatur an?
- Wie hört sich das Prasseln des Wassers an?
Sich bewusst für einen Moment zu entscheiden, bedeutet wahre Achtsamkeit.
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Bringe Ruhe in die Hektik
Klingt entspannend. In unserem Alltag haben wir oft Tendenz, an Dingen vorbeizuhuschen. Wir haben weiterhin die Neigung, uns auf Negatives zu fokussieren.
Typische Gedanken können sein: “Das hat nicht geklappt und dies könnte besser sein. Überhaupt, war jenes suboptimal…nicht schlecht, aber eben mit Potential nach oben. Hätte ich nur mehr Zeit, dann…”
Stopp! Atme einmal tief ein und wieder aus. Spiele dabei mit deinen Gedanken:
- Du atmest „Ruhe“ ein und „Hektik“ aus. Versuche dich auch auf die entsprechenden Gefühle einzulassen, welche du mit diesen Worten assoziierst. Das heisst, du atmest tief durch die Nase „Ruhe“ ein und fühlst dich dabei gelassen und entspannt. Halte die Luft kurz inne. Dann atmest du „Hektik“ durch den Mund aus und lässt all die Anspannung, Eile und Nervosität los.
Sich von kritischen Gedankengängen lösen und dem Alltag mit mehr Ruhe und Achtsamkeit entgegen sehen hat zudem etwas dankbares.
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Schreibe drei Minuten Tagebuch
Mache dir eine Notiz der Achtsamkeit. Dafür benötigst du leidlich ein Notizbuch, das du auf dein Nachttischlein legst. Lasse vorm Schlafen gehen deinen Alltag nochmals Revue passieren, anstelle ein letztes Mal durch Instagram zu scrollen.
- Notiere dir, für was du alles dankbar bist. Das können Stichpunkte zu Kleinigkeiten sein, wie die hausgemachte Erdbeermarmelade oder dass der Bus pünktlich ankam. Ereignisse, wie die bestandene Tauchprüfung oder die gelungene Präsentation vor 30 Leuten.
Was auch immer es ist, du wirst sehr viele Punkte in dieser Dankbarkeitsauflistung zusammenbekommen und lernst dadurch, dein Leben mit all seinen Routinen und Ritualen ganz neu zu schätzen.
Und welche Gewohnheiten hast du?
Routinen und Rituale sind ebenso vielfältig wie wir Menschen.
- Welche persönlichen Rituale und Routinen hast du in deinem Leben?
- Wie bringst du mehr Achtsamkeit in deinen Alltag?
Schreibe deine Antwort zu den beiden Fragen einfach hier unten als Kommentar und teile den Artikel mit deinen Freunden über Facebook. Wer weiss, welche Gewohnheiten sie noch ergänzen können.
Viel Spass dabei!
